Hinweise zur Unterstützung der Ukraine – Messenger, VPN, Spenden
Wer Angehörige oder Freunde in der Ukraine hat oder allgemein helfen oder sich engagieren will, hat viele Möglichkeiten. Wir stellen hier einige Informationen, Möglichkeiten, digitale Tools und Plattformen vor.
Messenger
Kommunikation ist in Krisensituationen alles – und das schließt auch die menschliche Zuwendung ein. Das Gefühl, nicht allein zu sein, ist für die Bewältigung von solchen Situationen entscheidend. Es ist wichtig, um Motivation zu erhalten oder überhaupt erst aufzubauen. Das klappt bei persönlichen Beziehungen nur, wenn beide Seiten dem verwendeten Medium auch trauen können. Das geht heute am einfachsten über verschlüsselte Messenger.
Neben der Sicherheit der Kommunikation ist aber zu berücksichtigen, dass der Messenger bekannt und verfügbar sein muss. Es hilft nicht auf sichere, aber allgemein eher unbekannte oder nicht verwendete Plattformen zu verweisen.
Telegram ist trotz seiner wechselhaften Historie in der Ukraine der beliebteste Messenger. Der Dienst ist allerdings nicht vollständig verschlüsselt. Gruppenchats sind grundsätzlich nicht verschlüsselt, werden auf Servern gespeichert und sind auch per Browser abrufbar.
Ein weitverbreiteter Messenger ist auch WhatsApp, der auch eine vollverschlüsselte Kommunikation ermöglicht. Allerdings gehört dieser Dienst zur Infrastruktur von Facebook – im Falle von Cyberangriffen dürfte das einer der ersten Ziele sein, weil sich damit neben Facebook auch WhatsApp und Instagram stilllegen lassen. Als Alternativen zu empfehlen sind daher entweder Signal oder Threema. Beide sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt und ebenso einfach zu bedienen wie andere Messenger.
https://www.signal.org/de/
https://threema.ch/de/
Kostenlose Anrufe und SMS in die Ukraine
Natürlich sind solche Kommunikationswege davon abhängig, dass es noch irgendeinen Zugang zum Internet gibt. Solange es keine großangelegten Cyberangriffe oder Angriffe auf die technische Infrastruktur, wie Stromversorgung oder Netzwerkknoten gibt, ist davon aber auszugehen. Bis dahin gilt:
Telefon und SMS sind immer noch die zuverlässigsten und einfachsten Anwendungen.
Allerdings sind beide Dienste praktisch unverschlüsselt, also für technisch kompetente Angreifer jederzeit mitzulesen. Hier ist für Teilnehmende eine Risikoabwägung vorzunehmen. In Deutschland haben die Telekom und Vodafone beide Dienste vorerst kostenfrei gestellt, in Österreich machen A1 und dessen Submarken mit.
Video Chat
Wenn man auch sehen möchte, wie es den Freunden oder Verwandten geht oder sich nicht auf einen Messenger oder anderen Dienst einigen kann, gibt es freie Dienste für Videokonferenzen, an denen sich nur mit Ton auch per Telefon teilnehmen lässt. Ein solcher ist das deutsche Projekt Senfcall, das sich durch Spenden finanziert, datensparsam arbeitet, und auf der Open-Source-Software Big Blue Button basiert.
Es gibt aber noch viele andere.
Vertrauenswürdige Informationsquellen
„Im Krieg gilt, die Wahrheit stirbt zuerst“.
Zur heutigen hybriden Kriegsführung gehören auch die gezielte Desinformation und das Ersticken von Diskursen mit einer Flut von irreführenden Posts in allen möglichen öffentlichen Foren. Dass russische Bots und Troll-Armeen kein Mythos sind, zeigte kürzlich der Chefredakteur der Frankfurter Rundschau. Wie Thomas H. Kaspar auf Twitter berichtet, stieß sein Community-Team an das Löschlimit von Facebook: Mehr als 10.000 Kommentare zu Posts der Redaktion waren binnen Stunden eingegangen. Solche Angriffe sind häufig von Dauer, später folgte eine Welle von Bots auch auf anderen Social-Media-Kanälen der Funke-Gruppe.
Daher ist es wichtig, in dynamischen Nachrichtenlagen verlässliche Quellen zu nutzen. Vor allem auf Twitter stellen freie und fest angestellte Journalisten viele ungefilterte Informationen in Echtzeit zur Verfügung. Der deutsche Journalist Philip Banse (Podcast: „Die Lage der Nation“) hat dazu eine Liste namens „Osteuropa“ zusammengestellt, in der Journalisten, NGOs und Wissenschaftler sich äußern.
Wer den internationalen Überblick schätzt und auch Nachrichten in Fremdsprachen versteht, findet ebenfalls auf Twitter eine Übersicht der Accounts der Deutschen Welle. Deren Nachrichten sind auch auf Russisch und Ukrainisch verfügbar.
Der Blick des Auslands kann für eine eigene Einschätzung helfen. Stellvertretend seien hier der Liveticker der BBC zur Ukrainekrise sowie das Gegenstück von CNN genannt. Beide bieten insbesondere in Hinblick auf die Finanzwirtschaft Einblicke über den Tellerrand der EU hinaus.
Bei jedem Umgang mit Nachrichten in Form von Text oder Videoschnipseln gilt es, die Quelle und deren Intention im Hinterkopf zu behalten. Techniken für das Erkennen von Fakes und Desinformation bieten die beiden c’t-Artikel Fakt oder Fake und Nix mit Fake.
Bei allen Quellen in sozialen Netzwerken lässt sich ein Großteil der Bots und Polit-Trolle leicht erkennen: In der Regel sind die Accounts recht neu und posten identische Beiträge in vielen Gruppen und auch anderen Netzen. Ebenso ist die Verwendung von immergleichen und teils mit drastischen Bildern und Texten versehenen Memos verdächtig. Nicht nur sollte man auf solche Desinformation nicht hereinfallen, es gilt vor allem, sie nicht weiter zu verbreiten und über die Meldefunktionen der Netzwerke eine eventuelle Löschung anstoßen.
Information Warfare
Zeitgleich zur militärischen Attacke hat Russland auch Cyberangriffe auf die Ukraine gestartet. Websites der Regierung waren zeitweise lahmgelegt, nun wurde auch eine Malware entdeckt. Digitale Angriffe flankieren heutzutage moderne Kriege und sind Teil einer hybriden Kriegsführung.
Zu den DDOS Angriffen kamen Malware-Attacken mit Hilfe des Programms HermeticWiper, einer neuen Waffe im Arsenal russischer Cyberkrieger, welche vor allem Daten zerstört. In manchen Regionen, wie etwa in der umkämpften Stadt Charkiw, war das gesamte Internet gestört. Aber nicht nur in der Ukraine werden Internet-Ziele angegriffen.
Die Funke Mediengruppe berichtet von so genannten Bot Angriffen auf ihren Websites: Laut Verlag werden Cyber-Attacken auf Artikel der verlagseigenen Websites verübt. Ziele sind die Nachrichten über den russischen Angriff auf die Ukraine.
Die ukrainische Regierung hat unterdessen Freiwillige aus dem Hacker-Untergrund um Hilfe gebeten, um kritische Infrastrukturen zu schützen und Cyberspionage-Aufträge gegen russische Truppen auszuführen. Auch das zeigt einige Wirkung. Das Hackerkollektiv Anonymous hat „groß angelegte“ Cyberangriffe auf die russische Regierung angekündigt. Die Seite des russischen Staatsfernsehen Russia Today war daraufhin von Störungen betroffen und außerdem auch die Seiten des Kremls, der Duma und des Verteidigungsministeriums.
VPN gegen staatliche Zensur
Wenn sich, zum Beispiel durch staatliche Einschränkungen, seriöse Quellen nicht abrufen lassen, helfen virtuell-private Netzwerke (VPN). Ein VPN verschlüsselt den Kommunikationsweg zwischen Sender und Empfänger und kann die Datenpfade umleiten und umgeht damit auch DNS-Sperren und andere Versuche, den Fluss von Informationen zu kontrollieren.
Eine gute Empfehlung ist der finnländische Dienst Freedome von F-Secure, aber auch hier gibt es viele Anbieter.
Ein VPN bietet sich vor allem für Menschen in der Ukraine an. Wer dort journalistisch oder für eine NGO arbeitet, sollte unbedingt ein stabiles VPN mit vielen auf der Welt verteilten Servern und Zugangspunkten verwenden. Auch das Abfangen von Kommunikation oder schlimmer noch deren Manipulation lässt sich dadurch für Angreifer erschweren.
Informationsdetox
Wie erwähnt ist Kommunikation alles. Wer indirekt betroffen ist und sich um seine Lieben sorgt, sollte jedoch darauf achten, die emotionale Ausnahmesituation nicht noch schlimmer zu machen. Nicht jeder Nachrichtenschnipsel über die jüngsten Entwicklungen muss geteilt werden. Die Belastungsgrenzen von Menschen sind unterschiedlich, und wenn jemand nach Informationen fragt, ist die Gegenfrage legitim: Warum möchtest Du das wissen? Natürlich soll man Angehörigen nichts vorenthalten, aber es ist sinnvoll, vorher einen Rahmen abzusprechen, in dem man sich gegenseitig unterstützen kann.
Gleiches gilt auch für uns Glücklichen, die den Krieg nur aus der Ferne betrachten können. Es ist völlig in Ordnung sich ein paar Stunden oder einen Tag aus dem News-Gewitter zu entfernen.
Wenn alle Stricke reißen
Im schlimmsten Fall ist eine geliebte Person in Kriegsgebieten nicht mehr erreichbar. Auch dann gilt, so schlicht das klingt: Ruhe bewahren und nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen. Mobilfunk- und Festnetzwerke können ausfallen, überlastet sein oder von Angreifern gestört werden. Sollte der Kontakt über längere Zeit abreißen oder es durch seriöse Berichte über Angriffe auf den Ort des Vermissten konkreten Grund zur Sorge geben, kann der Suchdienst des Roten Kreuzes helfen.
Die Organisationen des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds sind international vernetzt und erfahren in der Suche nach Vermissten. Ebenso verfügen sie über das Mittel der Rotkreuz-Nachrichten (Red Cross Message, RCM), die auch beispielsweise in Gefängnisse zugestellt werden können. Die Hilfsorganisationen können zudem, wenn technisch möglich, auch Videokonferenzen durchführen, wenn die vermisste Person endlich gefunden ist.
Mit Spenden helfen
Wer sich nicht nur informieren, sondern auch praktische Hilfe leisten will, denkt vielleicht zuerst an Spenden. Da mit einer großen Zahl von Flüchtlingen zu rechnen ist, sind die entsprechenden Organisationen dafür die erste Anlaufstelle. So gibt das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, UNHCR, schon jetzt an, dass 100.000 Menschen aus der Ukraine das Land verlassen wollen. Die UNHCR hat dafür bereits erste Hilfsaktionen gestartet und bittet um Spenden.
Da die Eskalation des Konflikts absehbar war, haben auch die Caritas und die Malteser konkrete Hilfsaktionen vorbereitet. Die Links führen zu Seiten der jeweiligen Programme. Eine organisationsübergreifende Spendenmöglichkeit bietet das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe.
Abseits von Spenden ist es auch möglich vor Ort in Deutschland Hilfe zu leisten. In vielen Städten gibt es dafür eigene Organisationen, deren Auflistung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Wenn es zum Eintreffen von vielen Flüchtlingen in Deutschland kommen sollte, ist dort praktische Arbeit gefragt. Ebenso kann es sich lohnen, die Kommunen und Kommunalpolitiker jetzt schon zum Beispiel über ihre Bürgerbüros zu fragen, ob die Gemeinde vorbereitet ist und Hilfe anzubieten. Ein Beispiel sind spontane Hilfsangebote in Ankunftszentren, wie sie unter anderem das Land Berlin schon bietet.
Schlecht verifizierbar sind von jedermann editierbare Ressourcenlisten, die Hilfsangebote und praktische Tipps zur Flucht aus der Ukraine enthalten. Sie werden in sozialen Netzwerken verteilt. Im Zweifel sollte man zumindest nachsehen, von wem die letzten Änderungen stammen und die zugehörigen Social-Media-Accounts prüfen. Auch Falschinformationen per SMS wurden schon beobachtet. Bei jeder Kontaktaufnahme durch Unbekannte ist Vorsicht angesagt, vor allem sollte man keinesfalls Links in solchen Nachrichten anklicken.
Wie schon erwähnt haben viele Hilfsorganisationen zwischenzeitlich Spendenseiten für die Menschen in der Ukraine eingerichtet. Hier eine Auswahl ohne den Anspruch auf Vollständigkeit:
Caritas
Die Caritas hilft den nach eigener Aussage mehr als fünf Millionen direkt Betroffenen des Ukraine-Konflikts. Mobile Teams der Caritas fahren in die Ortschaften in der Nähe der Frontlinie, bringen Heizmaterial, Nahrungsmittel und Geldkarten für Lebensmittel und Kleidung. Auch Sozialarbeiter, Ärzte und Psychologen sind Teil der mobilen Teams.
Spendenkonto:
Caritas international
IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02
BIC: BFSWDE33KRL
Internet: caritas-international.de
Malteser Hilfsdienst
Hilfe vor Ort bieten auch die Malteser. Sie unterstützen die Menschen in der Ukraine durch Hilfsgütertransporte, psychologische Erste-Hilfe-Trainings und psychologische Einzelsitzungen.
Spendenkonto:
Malteser Hilfsdienst e.V.
IBAN: DE10370601201201200012
BIC: GENODED1PA7
Internet: malteser-international.de
Deutsches Rotes Kreuz (DRK)
Das Deutsche Rote Kreuz weitet seine Hilfe in der Ukraine aus und arbeitet dafür mit dem Ukrainischen Roten Kreuz zusammen. Bereits seit 2014 unterstützt der Verein besonders verletzliche Menschen, die nahe der Kontaktlinie im Osten der Ukraine leben, mit Spendengeldern für Medikamente und Lebensmittel.
Spendenkonto:
IBAN: DE63370205000005023307
BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Nothilfe Ukraine
Internet: www.drk.de
Ärzte ohne Grenzen
Ebenfalls in der Ukraine aktiv sind Ärzte ohne Grenzen. Sie bieten ambulante Sprechstunden und psychologische Einzelgespräche.
Spendenkonto:
Ärzte ohne Grenzen e.V.
IBAN: DE72 3702 0500 0009 7097 00
BIC: BFSWDE33XXX
Internet: aerzte-ohne-grenzen.de
Unicef
Unicef versorgt Kinder in der Ost-Ukraine mit sauberem Trinkwasser, warmer Kleidung und Medikamenten. Psychologen begleiten die traumatisierten Kinder.
Spendenkonto:
UNICEF Deutschland
IBAN: DE57 3702 0500 0000 3000 00
BIC: BFSWDE33XXX
Internet: www.unicef.de
SOS Kinderdorf
Wegen der angespannten Situation an der Grenze zu Russland hat SOS-Kinderdorf Ukraine Maßnahmen eingeleitet, um betroffenen Pflegefamilien zu helfen.
Spendenkonto:
SOS Kinderdorf
IBAN: DE02700205007840463624
BIC: BFSWDE33MUE
Internet: sos-kinderdorf.de
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Quelle: Heise Spenden,VPN,Fluechtlingshilfe, Leitfaden zur Unterstuetzung der Ukraine